Ab 1792 besetzten französische Revolutionstruppen das heutige Rheinhessen. Als Teil des Département Mont-Tonnerre (Donnersberg) wurde es 1801 völkerrechtlich Teil der französischen Republik, ab 1804 des Kaiserreichs unter Napoleon: Neben vielen anderen Territorien ging auch die Grafschaft Leiningen-Guntersblum mit dreitausend Einwohnern in der Großmacht Frankreich mit 30 Millionen Einwohnern auf. Nach der Schlacht bei Leipzig im Herbst 1813 endete die Besatzungszeit; 1816 wurde Rheinhessen Teil des Großherzogtums Hessen-Darmstadt.
Im Gemeindearchiv Guntersblum haben sich zahlreiche Unterlagen aus dieser bewegten Zeit erhalten. Sie bilden den Grundstock der Ausstellung „Napoleons Rheinhessisches Vermächtnis – Das Ende des Feudalismus in Guntersblum“. Darunter befinden sich insbesondere gedruckte zweisprachige Erlasse der Pariser Regierung und des Mainzer Präfekten mit Anweisungen, die die während dieser Zeit angeordneten Maßnahmen zum Beispiel zur Wirtschaftsförderung, Landvermessung, zum Deichbau oder auch zur Einführung von Dezimalmaßen dokumentieren.
Einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung bilden die Auswirkungen des Gesetzbuchs Napoleons, des Code Civil. Dieses setzte die Forderungen der Revolution nach Freiheit des Einzelnen (Liberté), Gleichheit vor dem Gesetz (Egalité) und Brüderlichkeit im Umgang miteinander (Fraternité) um. Beispielhaft dokumentiert werden die verbindliche standesamtliche Beurkundung, die Einführung von Notariaten und das Widerspruchsrecht gegenüber Verwaltungsakten.
Eine Powerpoint Präsentation und zahlreiche Exponate, darunter Gemälde, Kirchenbücher und Zivilstandsakten, ein Freiheitsbaum sowie Objekte der „Stiftung Historische Kommission für die Rheinlande 1789 bis 1815“, darunter ein Exemplar des Code Civil von 1804, Münzen und ein Urmeter, ergänzen die Ausstellung.
Die Ausstellung ist geöffnet vom 2. Juni 2019 bis zum 18. August 2019 an allen Sonn- und Feiertagen von 14:00 bis 18:00 Uhr. Nach Absprache sind Führungen an Werktagen möglich. Dazu sind insbesondere Schulklassen eingeladen.